Abhandlungen
Steuerrechtliche Fragestellungen im Zusammenhang mit der Einführung der internationalen Ergänzungssteuer UTPR im Rahmen der GloBE-Mindestbesteuerung in der Schweiz
René Matteotti
René Matteotti
Beim vorliegenden Beitrag handelt es sich um ein Gutachten, das im Auftrag der Eidgenossenschaft erstellt wurde und am 23. August 2024 dem Eidgenössischen Finanzdepartement vorgelegt wurde. Das Gutachten untersucht verschiedene steuerrechtliche Fragestellungen, die sich im Zusammenhang mit der möglichen Einführung einer Undertaxed Profits Rule (UTPR) durch den Bundesrat stellten. So analysiert es die Funktionsweise der UTPR als Auffangbesteuerungsregel (engl. backstop rule) und deren Auswirkungen, insbesondere auf Schweizer und US-amerikanische Konzerne mit Geschäftseinheiten in der Schweiz. Es befasst sich zudem mit der Kompatibilität der UTPR mit übergeordnetem internationalem und europäischem Recht, den möglichen steuerpolitischen Entwicklungen in den USA nach den bevorstehenden Wahlen im November 2024, sowie den Auswirkungen potenzieller Rechtsmittelverfahren multinationaler Konzerne zur Vereinbarkeit der UTPR mit Völkergewohnheits- und Abkommensrecht. Das Gutachten kommt zu dem Schluss, dass ein Aufschub der UTPR der Schweiz ermöglichen würde, die politischen Entwicklungen in den USA abzuwarten, ohne in den nächsten zwei Jahren signifikante Steuereinnahmen zu verlieren. Die Hauptgründe hierfür sind: 1. Die UTPR-Steuerbeträge müssen nach einem substanzbasierten Schlüssel auf mehrere Steuerhoheitsgebiete verteilt werden, sodass die Schweiz nur einen Bruchteil dieser Beträge vereinnahmen könnte. 2. Der UTPR-Safe Harbour gilt bis Ende 2026, was die Anwendung der UTPR auf ausländische Konzerne ohnehin nur eingeschränkt möglich macht. 3. Ein Verzicht auf die UTPR würde die Attraktivität der Schweiz als Zwischenholdingstandort für mobile Konzerne erhöhen, deren Muttergesellschaften in Staaten ohne IIR ansässig sind und die keine Präsenz in UTPR-Steuerhoheitsgebieten benötigen. Dies könnte der Schweiz zusätzliches Steuersubstrat einbringen. 4. Je weiter sich DMTT oder QDMTT weltweit verbreiten, desto geringer werden die potenziellen Steuervorteile und desto weniger bedeutsam wären etwaige Steuerausfälle bei einem Verzicht auf die UTPR. 5. Die UTPR ist rechtlich umstritten, und der Ausgang potenzieller Rechtsmittelverfahren ist schwer vorhersehbar. Solche Verfahren könnten auch für die Schweiz mehr Klarheit schaffen. Der Bundesrat hat das Gutachten in seine Entscheidung einbezogen und am 4. September 2024 beschlossen, vorerst nur die Income Inclusion Rule (IIR) einzuführen und die UTPR vorerst auszusetzen (elektronisch publiziert: https://www.efd.admin.ch/de/nsb?id=102345).
Tax issues related to the introduction of the international top-up tax UTPR as part of the GloBE minimum tax in Switzerland
René Matteotti
René Matteotti
This article is an expert opinion commissioned by the Swiss Confederation and submitted to the Federal Department of Finance on August 23, 2024. The expert opinion examines various tax law issues that arise in connection with the question of whether the Federal Council should introduce an Undertaxed Profits Rule (UTPR). It analyzes the functioning of the UTPR as a backstop rule and its impact, particularly on Swiss and U.S. multinational enterprises with constituent entities in Switzerland. It also addresses the compatibility of the UTPR with international and European law, the potential tax policy developments in the U.S. following the elections in November 2024, as well as the implications of potential legal successes of multinational enterprises in challenging the UTPR under customary international law and treaty law. The expert opinion concludes that postponing the introduction of the UTPR would allow Switzerland to monitor political developments in the U.S. and their impact on international tax policy without losing significant tax revenue over the next two years. The reasons for this conclusion are as follows: 1. UTPR tax amounts must be allocated among multiple UTPR tax jurisdictions according to a substance-based key, meaning that Switzerland could only collect a fraction of these amounts in any case. 2. The UTPR Safe Harbor applies until the end of 2026, limiting the application of the UTPR to foreign multinational enterprises over the next two years. 3. Waiving the UTPR would likely increase Switzerland's attractiveness as an intermediate holding location for mobile multinational enterprises whose ultimate parent companies are domiciled in jurisdictions without an IIR and whose business activities do not require a presence in UTPR tax jurisdictions. This could generate additional tax revenue for Switzerland. 4. As DMTT and QDMTT become more widespread globally, the potential tax benefits of not levying the UTPR are likely to diminish, and the associated tax revenue losses would become less significant. 5. The UTPR is legally controversial, and the outcome of potential appeal proceedings is difficult to predict. Legal proceedings abroad could also bring more clarity for Switzerland in this regard. The Federal Council took this expert opinion into account in its decision and, on September 4, 2024, decided to introduce only the Income Inclusion Rule (IIR) for the time being and to postpone the implementation of the UTPR (published electronically: https://www.efd.admin.ch/de/nsb?id=102345).
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